Harmonisches Ganzes
Sie sind Ästheten. In jeder Hinsicht. Silvia Regolati und ihr Lebenspartner Salvatore Lauria machen keine halben Sachen. Ausser bei ihrem Logo.
Sie lächeln verschmitzt. Dieses ziert das Schaufenster der neu eröffneten Libreria Ascona. Es symbolisiert ein offenes Buch. "Oder
eben den Sonnenaufgang", erklärt Regolati die nur halb angedeutete Sonne. Dann dreht sie sich um und zeigt auf das genau
gegenüberliegende Fenster hinter der Kasse. Dort hängt das blaumelierte Gegenstück: der Mond. Die beiden Halbkreise ergänzen
sich. Führte man sie zusammen, würden sie ein harmonisches Ganzes bilden. Yin und Yang. Das Ineinanderfliessen entgegengesetzter Kräfte.
Grosse Auswahl
Genau das ist es, was den seit letzten März unter der Leitung von Silvia Regolati stehenden Buchladen in Ascona ausmacht. Das Ineinanderfliessen
von klar strukturierter Raumeinteilung und wärmespendenden Farben. Von frischer Schlichtheit und kunstvollen Details. Dass sowohl Regolati als
auch Lauria ausgebildete Architekten sind, wird sofort ersichtlich. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Alles ist funktional und stilvoll konzipiert.
Der Kunde soll sich wohl fühlen und sich in gediegen-gemütlichem Rahmen den Büchern widmen können. Und Auswahl gibt es
dafür genug in italienischer, französischer, englischer und natürlich deutscher Sprache.
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Zum Lesen verführen
von Bettina Secchi
Seit März 2012 ist die Libreria Ascona in neuen Händen. Die in Muralto wohnhafte Silvia Regolati hat aus der seit rund 50 Jahren bestehenden
Buchhandlung im Dorfkern Asconas einen aparten Treffpunkt für verschiedensprachige Bücherfreunde geschaffen. Durch Lesungen und andere noch
zu bestimmende Veranstaltungen möchte die Büchernärrin auch Lesefaule zum Schmökern verführen.
Ja zum Buch
"Bücher sind meine Leidenschaft", erklärt die frischgebackene Geschäftsinhaberin. Schon als Kind las sie in jeder freien
Minute. Und dennoch entschied sie sich für ein Architekturstudium an der ETH Zürich. Danach arbeitete sie in verschiedenen Tessiner
Architekturbüros. Doch so richtig glücklich wurde sie dabei nicht. Die Bücher fehlten ihr. In ihrer Freizeit half sie deshalb im
Buchhandel aus. Vor zehn Jahren beschloss sie, ihren Beruf aufzugeben und sich voll und ganz der Welt der Bücher zu verschreiben. Dass sich
ihr jetzt die Möglichkeit bietet, eine eigene Buchhandlung zu fü,hren, sei ein Glücksfall. "Obwohl ich eigentlich immer davon
träumte."
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Vier Sprachen
Nächstes Jahr werde sie 50 Jahre alt. Seit zwei Jahrzehnten sei sie mit Salvatore zusammen. "Ich sehe die Libreria als eine Art Geburtstags
und Jubiläumsgeschenk", schmunzelt die in Minusio aufgewachsene Tessinerin. Lauria, der seinem angestammten Beruf weiterhin treu bleibt,
nickt zustimmend. Sie beide hätten ihr ganzes Herzblut da hineingesteckt. "Moment", entschuldigt sich Regolati. In perfektem
Französisch gibt sie einer Kundin Auskunft über zwei Romane. Neben ihrer Muttersprache und Französisch spricht sie zudem Englisch
und Deutsch. Vor allem Letzteres sei in Ascona wichtig. Deshalb ist die Auswahl an deutschen Büchern auch besonders gross.
Tor zur Fantasie
Deutsche und Deutschschweizer hätten andere Vorlieben als Tessiner oder Italiener, erklärt die Fachfrau. "Während Nordländer
sich eher mit ganz spezifisch ausgewählten Themen befassen, bevorzugen Südländer mehrheitlich Bestseller." Lesen sei das Tor
zu Kreativität und Fantasie, ist sie überzeugt. Durch Bücher lerne man andere Völker und Sitten kennen und schätzen.
Vorurteile könnten abgebaut und Verständnis kann geweckt werden. Zusammen mit ihrer Teilzeit-mitarbeiterin Ursula Wegmann möchte
sie Brücken schlagen zwischen den verschiedenen Kulturen. Um ganz unterschiedliche Menschen durch grenzüber-schreitende Lektüre
zusammen-zuführen. Yin und Yang eben.
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